Quelle: Zeitschrift - WIR (Mitarbeitermagazin der NÖ Landesgesundheitsagentur) Ausgabe 02/2023 S. 20- 21
Theoretisches Wissen trifft auf Erfahrungen aus der Praxis: Die NÖ Landesgesundheitsagentur bietet in Zusammenarbeit mit Quality Austria ein eigenes Risikomanagement-Zertifikat an. Das neue Konzept, das österreichweit einzigartig ist, wurde November letzten Jahres in einem Pilotlehrgang getestet. Mit Erfolg: Die ersten Teilnehmenden können ihr Wissen bereits gezielt einsetzen. Maßgeschneiderte Theorie Für Doris Haselmann, MA, Leiterin des Departments Beschwerdemanagement, Patientensicherheit der NÖ LGA, war es bereits länger ein Anliegen, die Zertifizierung zum Risikomanager bzw. zur Risikomanagerin sowie zur/zum Risikobeauftragten hausintern durchführen zu können. Anfang vergangenen Jahres entwarf sie gemeinsam mit Quality Austria einen maßgeschneiderten Lehrgang. Die bisherigen theoretischen Inhalte wurden teilweise gekürzt und um praktische, LGA-spezifische Inhalte erweitert.
Im September und Oktober vergangenen Jahres erfolgte die Feinabstimmung. Der praxisnahe Lehrgang wurde dann im November erstmals angeboten, den Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger im Risikomanagement an drei aufeinanderfolgenden Tagen absolvierten. Erfahrene Risikomanagerinnen und -manager, die ihr Zertifikat erneuern, nehmen zukünftig am dritten Tag am sogenannten Refresher teil. Doris Haselmann brachte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die LGA-spezifischen Inhalte näher. Mag. Walter Petschnig, BSc MSc, Trainer und Lead Auditor bei Quality Austria, war für den allgemeinen Part zuständig. Am Ende gab es einen Multiple-Choice-Test. Das Feedback der ersten Teilnehmenden sei hervorragend gewesen, sagt Haselmann. Dazu gehören Mag. Marion Heinz, Qualitätsmanagerin im LK Zwettl, und Sarah Kaspar, Riskmanagerin im LK Wiener Neustadt. Lernen aus Praxis Marion Heinz ist seit Ende September 2022 im LK Zwettl tätig. Zuvor war sie als Study Nurse an der Medizinischen Universität Wien im Einsatz.
Der Zeitpunkt des Pilotlehrganges sei ideal gewesen: „Mein Bedürfnis war da, mir theoretische Inhalte, was Risikomanagement angeht, anzueignen. Das hat mit dem neuen Lehrgang gut zusammengepasst.“ Theoretische Inhalte wurden durch viele Beispiele aus der Praxis ergänzt. Die Möglichkeit, Werkzeuge des Risikomanagements auszuprobieren, empfand die Qualitätsmanagerin als sehr gut. Besonders lehrreich waren für Marion Heinz die Praxisbeispiele. Und: „In den Pausen tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer untereinander aus. Wir erzählten uns, was bisher so passiert ist und wie man die Sachen gemanagt hat. Das fand ich sehr gut.“ Mit Sarah Kaspar nahm eine weitere Quereinsteigerin am neuen Lehrgang teil: „Ich habe im Oktober als Risikomanagerin im LK Wiener Neustadt begonnen. Als Anfängerin konnte ich viel mitnehmen.“ Sarah Kaspar gefiel außerdem die praxisnahe Gestaltung der Ausbildung – der Lehrgang sei „erstaunlich kurzweilig“ gewesen.
Den Erfahrungsaustausch mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen empfand auch die Wiener Neustädter Riskmanagerin als hilfreich: „Wir haben gegenseitig voneinander profitiert. Erfahrene Kolleginnen und Kollegen brachten viele Best-Practice-Beispiele mit. Und wir ‚Neuen‘ brachten frischen Wind.“ „Risiko bringt Chancen“ Der neue unternehmensinterne Lehrgang rund um das Risikomanagement-Zertifikat bringt verschiedene Vorteile: „Es bilden sich Netzwerke innerhalb der Organisation. Und es gibt natürlich auch einen Kostenvorteil“, sagt Doris Haselmann. Auch für Quality Austria ist die Kooperation ein Gewinn: „Dass gezielt gewisse Inhalte vermittelt werden und der Lehrgang kundenorientiert ist, ist eine absolute Bereicherung. Abgesehen davon ist es eine spannende Zusammenarbeit“, sagt Walter Petschnig. Dass Risikomanagement in Zukunft eine immer größere Rolle spielen wird, darüber sind sich alle einig: „Der Aspekt der Patientensicherheit steht immer mehr im Fokus. Es wird immer öfter über Fehler gesprochen.
Jedes Risiko bringt auch Chancen mit sich. Es ist ein Trend der Zukunft und die LGA ist mit diesem ganzheitlichen Konzept ein Vorreiter in Österreich“, sagt Petschnig. Auch Doris Haselmann ist davon überzeugt, dass Risikomanagement noch weiter in den Fokus rücken muss: „Wenn man die Risiken im eigenen Arbeitsumfeld kennt, ist man als Mitarbeiterin bzw. Mitarbeiter sicherer. Ein strukturiertes Risikomanagement beeinflusst auch den Unternehmenserfolg positiv.“ Ein wichtiges Tool in vielen Kliniken ist CiRS (Critical Incident Reporting System), das dabei hilft, (Beinahe-)Fehler aufzuzeigen und aus diesen zu lernen. Neben dem neuen Lehrgang, der im September stattfindet, entsteht auch ein Risikomanagement-Handbuch, das bereits im PilotLehrgang teilweise zum Einsatz kam. Eine ausführliche Information sowie Eckdaten zum Lehrgang gibt es im Bildungsprogramm. Doris Haselmann hat eine klare Vision für die Zukunft: „Ich wünsche mir, dass alle die Ausbildung absolvieren und sich gut vernetzen. Damit das Risikomanagement stärker wird und zusammenrückt.“ DANIELA RITTMANNSBERGER ●